Eigenverantwortung

Eigenverantwortung

„Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche für diese Chance.“ Albert Camus

„Das war nicht mein Fehler!“, „Der Lehrer hat in der Klassenarbeit so seltsame Fragen gestellt, deswegen habe ich eine schlechte Note!“, „Mein Kollege kann einfach nicht kommunizieren!“

Wie oft schieben wir anderen Schuld und Verantwortung zu. Das macht uns zu handlungsunfähigen Opfern.

Nietzsche sagte einmal, es ist wichtig, der „Dichter des eigenen Lebens zu sein.“

Schöpfer sein, Regisseur des eigenen Lebens – das heißt auch, Verantwortung zu übernehmen. Für alles, was in meinem Leben ist. Ich trage die Verantwortung für das, was ich zu lasse und das, was ich ablehne. Ich trage die Verantwortung dafür, wenn ich nicht genug gelernt habe und eine Prüfung deswegen verhaue. Ich trage die Verantwortung dafür, wenn ich auf einen Wutausbruch eines Kollegen mit der gleichen Wut zurückschlage. Ich weiß, dass sich dadurch eine Wut-Spirale entwickeln kann, aus der selten etwas Gutes hervorgeht.

Es liegt immer in meiner Verantwortung, was ich aus dem mache, was auf mich zu kommt und wie ich darauf reagiere. Ich kann wählen. Und darin liegt eine große Freiheit.

Das gilt für erwachsene Menschen.

Ein Kind kann diese Verantwortung nicht tragen. Es muss erleben und oft erleiden, was Eltern tun und Kindern antun. Da tragen die Eltern die Verantwortung. Das Kind kann erst dann, wenn es auf eigenen Beinen steht und erwachsen ist, Verantwortung für sein Leben übernehmen und vielleicht auch mit Hilfe eines Therapeuten oder einer Therapeutin das, was es erlebt hat, aufarbeiten und durch evtl. Traumatherapie auflösen.

Das ist der Unterschied zwischen Kind und Erwachsenem.

Wenn wir erwachsen sind, dann ist es wichtig, die Verantwortung für das zu übernehmen, was in unserem Leben geschieht. Wenn ich mich nicht von meinem/r Partner/in trenne, der mich schlecht behandelt und mit dem ich nicht reden kann, dann lebe ich in dieser Beziehung. Und trage Verantwortung für das, was das mit mir, dem Anderen und vielleicht vorhandenen Kindern macht.

„Das ist einfach gesagt, man lebt eben in Zwängen!“, höre ich den ein oder anderen sagen. Ja, das stimmt. Wenn mir das bewusst ist, dann trage ich auch die Verantwortung für jeden der Zwänge, in denen ich lebe.

Ich kann das tun, was ich möchte – wenn ich die Verantwortung dafür übernehme. Weil ich dann Schöpfer bin. Wenn ich die Verantwortung verschiebe – und nicht nur die Politik lebt dies vor – dann bin ich Opfer, passiv und handlungsunfähig.

Es gibt natürlich auch Dinge, die ich nicht ändern kann. Dinge, die von außen kommen. Krisen, Situationen, Verluste und Zwänge. Das kann ich nicht ändern. Aber ich kann wählen, wie ich darauf reagiere. Ich trage nicht die Verantwortung für die äußere Situation. Aber ich trage die Verantwortung dafür, wie ich darauf reagiere. Kann ich es annehmen oder kämpfe ich dagegen? Was lässt mich mehr leiden? Der Kampf oder die Akzeptanz? Das ist nicht leicht. Es hat aber auch niemand versprochen, dass das Leben leicht sei. Es ist leichter, die Schuld und die Verantwortung auf andere zu übertragen. Aber es macht mich auch zu einem hilflosen Menschen, der nicht in der reifen Verantwortung steh, sein Leben in den eigenen Händen zu halten! Es erfordert Mut und Kraft, in die Eigenverantwortung zu gehen, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen und niemand anderem Schuld und Verantwortung zu zu schieben.

Es nährt den inneren Frieden, wenn ich bereit bin, für alles, was in meinem Leben ist und auch für meine Reaktionen auf das, was mir geschieht, die Verantwortung zu übernehmen.

Wenn ich immer möchte, was kommt, dann bin ich im Frieden und lebe in einer tiefen Unerschütterlichkeit. Das, was mir geschieht, hat nicht mehr die Kraft, mich bis ins Mark zu erschüttern. Ich kann tief trauern und verzweifelt sein. Es geht nicht darum, Gefühle nicht zu zu lassen. Es geht darum, auch für alle meine Gefühle die Verantwortung zu übernehmen. Dafür, wie tief sie in mich sinken. Dafür, wie lange sie in mir leben und dafür, wie ich handele, wenn ich Gefühle habe, mir selbst und anderen gegenüber.

Wenn ich immer mehr in die Eigenverantwortung komme, dann bin ich einen guten Schritt weiter auf dem Weg zur inneren Ruhe.

© Marion Schronen

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