Optimismus – Das Gute erwarten
Optimismus ist ein wenig abgegriffen als Begriff – aber er hat eine unglaubliche Kraft. Optimismus ist eine Haltung, die an allem das Beste entdeckt. Auch wenn es viel Schatten gibt, mit der Haltung des Optimismus (optimum = das Beste) nehmen wir das Licht wahr, das in den Dingen und Menschen, manchmal tief verborgen, liegt. Mit einer solchen Haltung, machen wir uns auf die Suche nach diesem Licht in allem un allen – und das ist eine Lebensauffassung und Haltung, die unseren Seelenfrieden unendlich nährt. Ich glaube, Optimismus ist auch eine Aufforderung, das eigene innere Strahlen wieder zu finden und zu entdecken.
Und wie wichtig, geradezu not-wendig ist das in diesen verrückten, anstrengenden, herausfordernden und schwierigen Corona-Zeiten seit Februar 2020. Optimismus heißt jedoch nicht, all das Schwierige um uns herum und in uns nicht wahrzunehmen oder zu verleugnen – es heißt aber, immer auch das Stärkende, das um uns herum und in uns lebt, wahrzunehmen und zu integrieren.
…Dass die Zeit der Einschränkung in der Krise auch „Entschleunigung“ brachte für manche Menschen, die es in ihrem Alltag nicht von sich aus hinbekommen, weniger Termine und langsamer zu machen – natürlich neben der Einsamkeit, die diese Zeit auch vielen Menschen gebracht hat.
…Dass diese Zeit Ruhe brachte: den Menschen und der Umwelt. Durch die Flugzeuge am Boden und die Schiffe im Hafen – natürlich neben den Menschen, die ihre Läden für immer zumachen mussten.
Ich glaube, dass der Optimist oft genau so nahe an der Wahrheit oder weit von ihr entfernt ist wie der Pessimist, aber sein Lebensgefühl ist ein anderes. Es ist das sprichwörtlich optimistisch halbvolle und das pessimistisch halbleere Glas. Das Wasser im Glas ist dasselbe: die Menschen sehen nur ihrem Wesen nach etwas jeweils Anderes darin.
Das, was uns begegnet, ist das Gleiche – wir machen nur durch unsere Gedanken eine jeweils andere Geschichte daraus. Wir interpretieren die Wirklichkeit nicht so, wie sie ist, sondern so, wie wir sind – und das macht den Unterschied.
Es liegt an uns, ob wir beginnen, mit anderen Augen zu sehen. Es liegt an uns, mit welchem Lebensgefühl wir durch diese Welt gehen. Wer an allem etwas zum Meckern finden möchte, findet etwas. Und wer das Gefühl braucht, Opfer zu sein, ist auch immer Opfer der Umstände und findet kaum einen Punkt, an dem er selbst tätig werden könnte.
Es liegt in unserer eigenen Verantwortung, wie wir das, was uns begegnet, sehen und wie wir darauf reagieren.
Das heißt, viel mehr strahlen wir in die Welt hinaus, als die Welt in uns hinein. Das gibt, wenn wir das erkennen, eine unendliche innere Kraft!
Unser „inneres Strahlen“ ist eine Aufgabe und ein Ziel, welches nicht leicht zu erreichen ist. Es ist so etwas wie Resilienz, diese innere seelische Widerstandskraft und Geschmeidigkeit, die beschreibt, wie man mit Krisen umgehen kann und gut daraus hervor geht.
Optimismus ist die erste Säule der Resilienz (die weiteren 6 sind: Akzeptanz, Lösungsorientierung, Opferrolle verlassen, Verantwortung übernehmen, Netzwerke aufbauen und Zukunftsorientierung).
So, wie ich die Welt sehen möchte, so sehe ich sie – und so geschieht mir, wie Henry Ford sagt: „Ob du glaubst, du schaffst es oder ob du glaubst, du schaffst es nicht. Du hast beide Male recht“.
Das ist schwer, und das kann man aufbauen, Tag für Tag, Schritt für Schritt. Und das heißt auch, nicht die ganze Straße auf einmal zu sehen…wie es Beppo der Straßenkehrer in dem Buch „Momo“ sagt: „Schritt-Atemzug-Besentrich“.
Ich glaube, es sind die Texte, die Menschen und die Dinge, die uns gut tun, aus denen heraus Hoffnung, Zuversicht, Mut, Kraft und Liebe spricht – und damit müssen wir uns umgeben, um Licht zu finden und in uns zu tragen, damit wir die dunklen Nächte überstehen, die es zweifelsohne in jedem Leben gibt! Und dieses innere Licht, das ist der Optimist in uns.
Ich wünsche Euch allen einen Blick, der das Stärkende, das Licht in allem und allen erkennt und damit mehrt, ohne das Schwierige zu leugnen.
Ich wünsche Euch Kraft, dafür alles nacheinander zu tun: den Schritt, den Atemzug, den Besenstrich – in tiefer innerer Ruhe, immer nacheinander.
© Marion Schronen