Liebe
„Das Einzige, worauf es ankommt, ist dass wir darum ringen, dass Licht in uns sei.“ Albert Schweitzer
Es wurde schon so viel über die Liebe geschrieben, dass ich dem kaum etwas hinzufügen kann und möchte. Mit jedem Wort fliegt das Mysterium, das die Liebe ist, ein wenig weiter weg. Liebe ist ein Sein-Wort! Nichts, worüber man redet, um sie in schöne Worte zu kleiden. Wer liebt, ist.
Liebe ist für jeden anders fühlbar und jeder spürt Liebe in sich auf seine ganz eigene Art. Und jeder Mensch drückt diese Liebe in seiner eigenen Art aus. Es ist nur bedeutsam, dass sie gefühlt und ausgedrückt wird…denn am Ende zählen nur die Spuren von Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.
Es ist unerlässlich, zu lieben und geliebt zu sein. Wir lieben sehr unvollkommen, denn Liebe ist viel mehr, als wir vermögen. Wir können uns der Liebe, unserem Urwesen und dieser Urkraft, aus der wir sind, nur annähern. Aber das sollten wir tun! Darum sind wir hier: um uns auf den Weg zur Liebe zu machen. Jeden Tag. Schritt für Schritt.
„Liebe macht nicht blind. Im Gegenteil: Der Liebende sieht weit mehr als da ist, weit mehr als das Vordergründige.“ (frei nach Oliver Hassencamp)
Liebe vertreibt die Furcht. Wer liebt, fürchtet sich nicht. Wer sich geliebt weiß, getragen und geliebt, vertraut und fürchtet sich nicht mehr.
Liebe sieht immer das, was ist und nicht das, was sie gerne sehen würde. Liebe ist immer annehmend und möchte nichts verändern. Liebe liebt immer das, was ist und will immer das, was kommt.
Ich wünsche uns, dass wir geliebt sind und uns selbst und die Menschen lieben. Ich wünsche uns Menschen, die uns lieben und das auch zeigen können. Ich wünsche uns, dass wir Menschen sind, die lieben und dies ausdrücken können.
Dass unser Herz voll Frieden, Mitgefühl und Liebe ist, das wünsche ich uns – und dass wir darum ringen, an jedem Tag.
„Da war ein Baum. Ein Baum ohne Blätter, doch nicht dürr, sondern mit vielen Nadeln. Nicht, um zu stechen, sondern um sich vor saurem Regen und sengender Sonne zu schützen. Ein großer Baum, der Sommer wie Winter eine unerschütterliche Ruhe ausstrahlte. Tief verwurzelt in der Erde und hochaufstrebend in den Himmel.
Da war noch ein Baum. Völlig anders. Schon die Rinde zwar spielerisch schwarz-weiß gefleckt. Und er trug Blätter, die in ständiger Bewegung mit den Sonnenstrahlen spielten. Doch kaum war der kurze Sommer vorbei, färbten sich die Blätter gelb und braun und noch vor dem ersten Frost segelten sie davon, als hätte es nie eine grüne Zeit gegeben. Doch ehe die Erinnerung an den Sommer im Nebel des Gestern verschwand, sprießten schon wieder die ersten Knospen, aus denen sich bald wieder zartgrüne Blätter einen Weg bahnten.
Und eines Tages verdunkelte sich der Himmel und es gab einen schweren Sturm. Mit lautem Tosen fegte er durch den Wald, entwurzelte Sträucher und Bäume. Nach tagelangem Wüten verschwand er so plötzlich, als wäre er nur eine Fata Morgana gewesen. Völlig zerzaust ließ er den Wald zurück. Kaum ein Baum, der nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, den meisten fehlten Äste oder sie wurden gar entwurzelt.
Doch in der Mitte dieses Waldes standen sie. Die beiden Bäume. Der mit den Nadeln und der mit der schwarz-weißen Rinde. Der eine immer noch aufrecht in den Himmel schauend, der andere immer noch mit den sich immer bewegenden Blättern.
Allen war es ein Rätsel, wie die beiden Bäume den Sturm unbeschadet überstehen konnten.
Dieses Geschehnis ging in die Geschichte ein, man erzählte sich allerlei Legenden über die beiden Bäume.
Später, ja viel später, fand man dann den Grund. Bei Ausgrabungen sah man, das jeder dieser beiden Bäume eine ganz besonders starke Wurzel gebildet hatte und diese zu dem anderen Baum hinüberstreckte. Dort, wo die beiden Wurzeln sich trafen, waren sie dicht ineinander verwoben und gaben sich gegenseitig Halt und Stütze.
Manche meinten, dies wäre eine Laune der Natur. Andere wiederum machten die Götter dafür verantwortlich.
Nur die ganz Alten und Weisen im Dorf erzählten sich, das sei Liebe gewesen.“
Verfasser unbekannt
© Marion Schronen