Kind im Innern

Kind im Innern

Der folgende Artikel ist ein Impuls, um in die Arbeit mit dem „Inneren Kind“ einzusteigen.

Er kann das Thema nur anreißen, da es sehr komplex ist und bei schwierigen Lebensumständen in therapeutische Hände gehört. Wer keine traumatischen Situationen in der Kindheit erlebt hat, kann diese Arbeit alleine durchführen und heiler werden. Wer traumatische Erlebnisse hatte als Kind, sollte zuerst bei einem Traumatherapeuten die Traumata auflösen und kann sich dann in Liebe seinem „Inneren Kind“ zuwenden.

Viele Menschen wissen heutzutage, was gemeint ist, wenn man vom „Inneren Kind“ spricht. Es ist das Kind, das wir einmal waren und das in uns lebt, so wie alles, was wir von damals bis heute erlebt und erfahren haben.

Das Innere Kind ist ein Teil von uns, Teil unserer inneren Biographie, unserer seelischen Wunden oder unserer guten Erfahrungen und inneren Stärken. Das innere Kind gehört zu unseren inneren Erlebniswelten, die wir in uns emotional und mental gespeichert haben.

Das Innere Kind wird in verschiedenen Lehren der Menschheitsgeschichte thematisiert, auch im Buddhismus. Dort wird gelehrt, dass das Innere Kind in Jedem von uns wohnt und wir uns um es kümmern dürfen und müssen, wenn wir uns ein gutes Leben erschaffen möchten. Auch in der westlichen Welt und Psychotherapie ist das innere Kind ein großes Thema, weil es uns alle betrifft. Wir alle waren Kinder und in den wichtigsten ersten Jahren kann es zu vielen emotionalen und seelischen Verletzungen kommen, kleineren und tiefer gehenden sowie auch psychischen und physischen Misshandlungen und Traumata, die uns bis ins Erwachsenen-Dasein begleiten. In der Regel erinnern wir uns nicht mehr an diese Verletzungen, weil sie meist unbewusst sind und wir sie ins Unbewusste verdrängt haben, um emotional überleben zu können.

Als therapeutisches Konzept ist das Innere Kind (The Inner Child) von John Bradshaw in den 1970er und 80er Jahren entwickelt worden. Auch Erika J. Chopisch hat sich intensiv mit dem Inneren Kind therapeutisch beschäftigt: Hierbei symbolisiert das Innere Kind Gefühle, Erlebnisse und Erinnerungen aus der eigenen Kindheit, die zum großen Teil unbewusst sind. Die seelischen Verletzungen, Zurückweisungen, Liebesentzug und Traumatisierungen in der Kindheit führen dazu, dass das verwundete Innere Kind („Wounded Inner Child“) zum Schutz vor belastenden Erinnerungen abgespalten wird und Menschen dadurch die Verbindung zu ihren kindlichen Gefühlen und Erinnerungen verlieren.

Ziel der therapeutischen Arbeit ist es, sich seinem „Inneren Kind“ liebevoll und annehmend zuzuwenden und so wieder den Zugang zu den eigenen kindlichen Gefühlen, wie Freude, Neugier und Lebenslust, bekommen.

John Bradshaw sah Zusammenhänge zwischen den Verletzungen in der Kindheit und späteren seelischen Verwundungen. Wer als Kind wenig Liebe und Anerkennung in seiner Ursprungsfamilie erfahren hat oder sogar traumatisiert wurde, entwickelt meist große Scham und intensive Angstgefühle, die dazu führen können, dass Gefühle aus der Kindheit teilweise oder vollständig ausgeblendet und verdrängt werden ins Unbewusste. Dann leben diese Verwundungen als das Verletzte Kind in uns weiter und blockieren uns. Dieses verwundete und abgelehnte Innere Kind zeigt sich beim Erwachsenen oft durch eine hohe Kränkbarkeit, ein verletztes Selbstwertgefühl und große Unsicherheit – und äußert sich in einem deutlichen Bedürfnis nach Anerkennung und Aufmerksamkeit.

Durch die therapeutische Arbeit mit dem „Inneren Kind“ soll die Verbindung zu den kindlichen Gefühlen und Erinnerungen wieder möglich sein, sowohl zu den negativen als auch insbesondere zu den positiven Gefühlen (Freude, Neugier, Lebenslust.) In der Therapie werden hierfür meditative Übungen eingesetzt, in denen sich der Erwachsene seinem Inneren Kind liebevoll und wertschätzend zuwendet, um sich um seine Bedürfnisse und Ängste zu kümmern. So lernen die Menschen, ihrem Inneren Kind die Wertschätzung und Anerkennung zukommen zu lassen, die es damals gebraucht hätte und die ihm damals gefehlt haben. Sie können dadurch auch die negativen Gefühle und Erinnerungen annehmen und aus der Distanz neu bewerten. Auch das gute Gefühl, das alles überlebt zu haben, hilft, wieder an die eigene Kraft zu glauben. Dieser Ansatz ist höchst individuell und jeder muss schauen, ob es zu ihm passt und hilfreich ist.

Da jeder von uns ein „Inneres Kind“ hat (das ganz unabhängig von negativen oder positiven Erfahrungen in uns lebt), hängen unser Glück, unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden davon ab, wie gut es uns gelingt, unser „Inneres Kind“ zu lieben, wahrzunehmen, es zu nähren und wertzuschätzen, da es sich lebenslang danach sehnt – und in uns und durch uns heil werden kann.

Viele von uns haben als Kind nicht die bedingungslose Liebe erfahren, die wir gebraucht hätten. Bedingungslose Liebe erfahren wir als Erwachsene aber nicht mehr von Anderen, weil das nicht zur erwachsenen Lebensphase passt. Darum ist es um so wichtiger, dass wir unserem „Inneren Kind“ selbst diese bedingungslose Liebe geben und so mit ihm sprechen, wie wir es uns als Kinder gewünscht haben, dass man mit uns spricht und uns hält!

Studien zufolge sollen mehr als 90 % unserer Probleme, die wir aktuell haben, aus unserer Kindheit resultieren. Auch wenn es wichtig ist, dass wir im Hier und Jetzt leben und uns im Augenblick bewegen, so ist es dennoch essentiell, diese Kindheitserfahrungen aufzulösen. So können wir uns dann, wenn im Hier und Jetzt Dinge geschehen, die unser inneres Kind ansprechen und verletzen, dem Inneren Kind dann Im Hier und Jetzt zuwenden und ihm die Liebe geben, die wir damals vermisst haben, als wir reale Kinder waren. Das verhindert oft einen Wutausbruch oder eine heftige Reaktion aus einer Kränkung heraus. Kränkungen haben fast immer mit unserem Inneren Kind zu tun. Wären wir innerlich heil, könnte uns niemand kränken, weil wir die Aussagen und Handlungen des Kränkenden bei ihm lassen könnten und uns unserer seelischen Unverletzbarkeit gewahr wären.

Da wir alle als Kinder Grundbedürfnisse nach Nahrung, Wärme, Nähe und Liebe haben, entwickeln wir aus der äußeren oder inneren Verletzung heraus schädliche Verhaltensweisen, wenn diese nicht befriedigt werden, die bis ins Erwachsenenalter andauern.

Auch wenn wir uns nicht immer daran erinnern, was in unserer Kindheit passiert ist (da hirnphysiologisch mit 6 oder 7 Jahren eine Umstrukturierung erfolgt und wir uns dadurch an die Zeit vorher kaum erinnern können), ist es wichtig, dass wir Fragen stellen, z.B. an unsere Eltern, um mehr über unsere Kindheit zu erfahren (bspw: „Waren wir gewollt, gut genährt, geliebt?“). Das machen wir jedoch nur dann, wenn wir uns wirklich danach sehnen, unser Inneres Kind zu heilen, um dadurch ruhiger und gelassener durch das Leben gehen zu können. Wenn wir uns nicht nach innerer Heilung sehnen, ist dieses Konzept nicht passend. Dann braucht es vielleicht andere Konzepte oder Modelle, die besser passen.

Wir spüren, dass wir unser „Inneres Kind“ (das ein Abbild von uns selbst ist, wie wir als Kind waren und was wir erlebt haben) heilen müssen, wenn wir uns oft gekränkt und hilflos fühlen und daran etwas ändern möchten. Wenn wir perfektionistisch und streng mit uns sind und auf der ständigen Suche nach Anerkennung (das ist die Sehnsucht des Kindes nach Liebe durch die Eltern, die es nicht bekommen hat). Wenn wir immer wieder dieselben Konflikte erleben. Wenn wir „harmoniesüchtig“ sind, nicht Nein sagen können, uns selbst vernachlässigen, Angst haben, alleine gelassen oder verlassen zu werden oder gar Süchte entwickeln. Wir spüren, dass unser Inneres Kind Heilung braucht, wenn wir Kontrolle ausüben, um nicht verletzt zu werden oder wenn wir nur im Kopf leben und handeln, damit wir nichts fühlen müssen.

Wenn wir eine liebevolle Beziehung zu uns selbst aufbauen und gut mit unseren Bedürfnissen umgehen, alte Verletzungen heilen und gute Beziehungen aufbauen möchten, wenn wir ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln möchten und unabhängig sein wollen, gelassener und entspannter sein, uns und andere besser verstehen möchten und Schöpfer unseres Lebens sein wollen, dann lohnt es sich, unser Inneres Kind anzuschauen und es gut zu umsorgen.

Wir brauchen als Kind Essentielles, um als Erwachsener ein geliebtes und heiles Inneres Kind zu beheimaten. Wir alle brauchen als Kinder bestimmte Faktoren, die da sein müssen, damit wir körperlich, emotional, geistig und seelisch gesund heranwachsen. Wenn wir genug davon bekommen und ein großes JA gespürt haben, dann beherbergen wir für unser ganzes Leben ein gesundes Inneres Kind, das stark ist und uns Kraft gibt. Haben wir jedoch nicht genug bekommen und ein NEIN zu uns gespürt, tragen wir lebenslang ein Inneres Kind in uns, das unseren Trost, unsere Liebe und Wärme braucht.

Wir alle brauchen als Kinder bedingungslose Liebe, Nähe, emotionale Wärme und Zuneigung und ein großes JA. Wir alle brauchen diese emotionale Bindung und Wärme, damit wir gesund heranwachsen.
Viele von uns haben das nicht ausreichend bekommen und damit als Kinder gelernt: „Wenn ich lieb, leise, fleißig und perfekt bin, genug leiste, erst dann bekomme ich die Liebe, die ich so existentiell brauche“. Daraus erwachsen Menschen, die nicht Nein sagen können, die bedürftig sind, kein gutes Selbstvertrauen haben und wenig durchsetzungsfähig sind.

Weiterhin müssen wir als Kinder gut genährt sein. Wenn unser Weinen immer mit Nahrung beantwortet wurde, können wir als Erwachsene unsere Traurigkeit nicht differenziert beantworten und essen eher Schokolade, als wenn unser Weinen einmal mit Nahrung, ein anderes Mal mit Umarmung und Wärme oder einem beruhigenden Gesang beantwortet wurde. Entweder wenn es zu wenig oder zuviel an Nahrung gab, wirkt sich dies auf das spätere Leben aus.

Als Kinder brauchen wir vor allem Sicherheit, das Wissen darum, dass wir geborgen sind und dass uns nichts Schlimmes geschieht. Fehlende Sicherheit (Eltern sind unzuverlässig, lassen das Kind alleine) haben Auswirkungen auf das Verhalten von Kindern. Kinder entwickeln dadurch Ängste – das kann später zu sog. „Kontrollthemen“ führen: Perfektionismus, Eifersucht, Klammern, Wut oder das Gefühl, dass diese Welt ein unsicherer Ort ist.

Ein Kind braucht eine gesunde Mischung aus Herausforderungen, Verantwortung und Sicherheit. Wir brauchen als Kinder das Gefühl, dass wir Fehler machen dürfen und selbst ausprobieren können, dass wir aber auch aufgefangen werden, wenn etwas nicht klappt.

Wenn Liebe, Nahrung und Sicherheit als Mangel erlebt werden (Grundbedürfnisse), tragen wir später ein „Inneres Kind“ in uns, das diesen Mangel immer wieder erlebt und bei äußeren Erfahrungen reaktiviert wird. Dann braucht unser „Inneres Kind“ unsere unbedingte Zuwendung und Liebe.

Folgen dieses Mangels können später im Erwachsenenleben verschiedene Defizite sein, die als große Belastung erlebt werden:

  • Hilflosigkeit: Wenn wir als Kinder gespürt haben, dass wir nicht geliebt sind und keine Sicherheit erlebt haben in einer sicheren Bindung, hat unser Inneres Kind die Botschaft verinnerlicht: „Ich bin ein Opfer der Umstände“. Als Erwachsene übernehmen wir dann nicht die Verantwortung, sondern schieben die Schuld gerne Anderen zu. Wir haben das Gefühl, unser Leben nicht in die eigene Hand nehmen zu können, weil wir nicht gelernt haben, Schöpfer unseres Lebens zu sein. Wir versuchen später noch immer, das zu befriedigen, was uns als Kind gefehlt hat. Wenn wir bewusst werden und spüren, dass wir uns das, was uns fehlte und wir dringend gebraucht hätten, nur selbst geben können, übernehmen wir Verantwortung und kommen aus dem Opfergefühl heraus. Das ist ein langer Weg mit schmerzhaften Veränderungen. Aber ein Weg, der sich unglaublich lohnt!
  • Harmoniebedürfnis: Wer als Kind gelernt hat, dass er erst lieb sein muss, damit niemand böse auf es ist und erst dann Liebe erhält, oder wer als Kind Streit der Eltern mit bekam und sogar schlichten musste, versucht im späteren Leben Harmonie an die erste Stelle zu setzen und stellt sich immer hinten an „um des lieben Friedens willen“. Dann werden eigene Bedürfnisse nicht geäußert, immer gelächelt, Wut unterdrückt und man kann nicht gut Grenzen setzen. Man will später alles tun, um immer allen zu gefallen. Dieses Ja zu anderen ist ein deutliches Nein zu sich selbst! Diese erlebten Erfahrungen sind sehr stark und wirkmächtig. Kindheitserfahrungen sind die größten Kräfte in unserer Seele und halten unserem Kopf und unserer Logik nicht stand. Angst und Mangel sind sehr stark und müssen von uns als Erwachsene in Liebe und Fülle umgewandelt werden.
  • Angst vor Zurückweisung und Ablehnung. Wenn wir als Kind gelernt haben, dass Nähe Schmerz bedeutet, weil die Sehnsucht danach nicht beantwortet wurde und somit Beziehung Enttäuschung bedeutet, dann kann es sein, dass wir als Erwachsene entweder eine Mauer um uns herum errichten, damit uns niemand zu nahe kommt, weil wir Angst vor Liebesverlust haben – oder dass wir klammern, weil wir den Anderen nicht verlieren möchten. Wer als Kind erlebt hat, dass angebliche Fehler mit Liebesverlust bestraft wurden, trägt diese tiefe Kränkung und Verletzung mit sich herum und reagiert höchst sensitiv auf jegliche Form von Ablehnung.
  • Fehlende Eigen-Wahrnehmung: Wenn wir als Kind die Antennen immer nach außen ausfahren mussten, um zu spüren, wie wir sein müssen, damit wir gemocht werden (lieb, leise, ordentlich, fleißig, nie wütend, nicht neugierig, geduldig), geht uns mehr und mehr das Gefühl für unser Inneres verloren und wir wissen nicht mehr, was wir eigentlich möchten und wie wir sein wollen oder überhaupt von Grund auf sind. Darum ist es notwendig, auf unsere Bedürfnisse und Gefühle zu schauen, die in uns leben. Sie wieder wahrnehmen, wieder spüren lernen. Das ist ein weiter Weg und er ist unerlässlich, wenn wir in innerem Frieden leben möchten.
  • Es ist wichtig, zuerst die Bereiche unseres Lebens anzuschauen und zu überlegen, wo es uns nicht gut geht oder wo wir verletzbar sind und etwas verändern möchten: In unseren Beziehungen, Partnerschaft und Freundschaften? Mit Kolleg/innen? In unserem Beruf? Gesundheit und Wohlbefinden? Ärzte, bei denen ich mich unwohl fühle? Innere Einstellung? Hemmende Glaubenssätze? Einsamkeit? Streit? E
  • Es ist wichtig, dass wir in Fühlung mit unseren Verletzungen und unserem Inneren Kind kommen und ihm das geben, was es früher vermisst hat und auch heute noch braucht, damit es uns als Erwachsenen gut geht.

Heilung des Inneren Kindes

Für unsere Ganzwerdung und Heilung ist es essentiell, dass wir uns unserem Inneren Kind zuwenden und ihm Worte sagen, die liebende Eltern ihrem Kind sagen, die wir vielleicht nicht gehört haben, uns aber selbst sagen können.

Wir sind nicht die Opfer unserer Vergangenheit. Wenn wir bewusst werden und Schöpfer sein wollen, dann trauern wir nicht dem nach, was uns gefehlt hat, sondern geben uns jetzt das, was wir damals gebraucht hätten und auch heute noch brauchen. Wir können dies laut oder leise zu uns sagen, unsere Hand auf unser Herz dabei legen oder auf unseren Bauch. Die Worte, die wir brauchen, sind die Worte, die jeder Mensch gerne hört und bei dem unser Herz warm und weit wird:

„Es ist wunderschön, dass du da bist, und genau so bist, wie du bist. Ich liebe dich mit allem, was du bist!“ Wir alle wollten als Kinder wahrgenommen werden und spüren, dass diese Welt ein sicherer Ort ist, an dem es genug Liebe gibt. Wenn wir nie richtig willkommen geheißen wurden, ist es wichtig, dieses Willkommen immer wieder zu wiederholen: „Wie schön, dass du in die Welt gekommen bist. Du ganz individuell. Niemand ist wie du. Du bist, so wie du bist, wunderschön! Schön, dass es dich gibt!“

„Du bist richtig, satt richtig! Wie traurig, dass die Menschen um dich herum das früher nicht bemerkt haben.“ Wir alle haben als Kinder das Gefühl gebraucht, dass wir so, wie wir sind, richtig sind. Mit all unseren Licht- und Schattenseiten, mit unserer Neugier, unserem Laut sein, mit unserer Ungeschicklichkeit, mit unserer Freude und Begeisterung. Dass an uns nichts verkehrt, sondern alles richtig ist, weil wir so sind, wie wir sind. Das sollten wir uns heute immer wieder sagen. Das kann niemand oft genug hören.

„Du hast damals alles ausgehalten! Du hast alles überlebt und bist stark! Glaub an deine Kraft!“ Dadurch, dass wir hier sind und unser Leben ganz gut im Griff haben, sehen wir, dass wir als Kinder einen unglaublichen Lebenswillen haben. Und dass wir stärker sind, als wir glauben. UND DASS WIR ÜBERLEBT HABEN! Auch wenn unser Urvertrauen verletzt wurde in den ersten drei Lebensjahren durch fehlende Liebe, und die Welt für uns dadurch immer ein unsicherer Platz sein wird, so können wir uns damit aussöhnen, weil wir wissen, woher es kommt und uns durch diese Worte immer an unsere uns innewohnende Kraft erinnern.

„Damals warst du alleine und ich noch nicht groß genug, um dich zu beschützen. Nun aber bin ich an deiner Seite und kämpfe für dich. Du wirst nicht mehr gekränkt, übergangen und überfordert. Ich setze mich für dich und mich ein.“ Als Kinder konnten wir mit Überforderung und Verletzung nur reagieren, in dem wir uns angepasst haben. Unser Wille wurde immer kleiner und leiser, weil wir existentiell abhängig waren von unseren Eltern und große Angst vor dem Alleinsein hatten. Wir können uns heute selbst schützen, uns und unser Inneres Kind und uns nicht mehr anpassen, sondern für uns einstehen und unseren Willen kundtun, weil sehr wohl zählt, was wir wollen und unser Wille wichtig ist.

„Du bist nicht mehr abhängig von Menschen, die dir nicht gut tun. Ich bin jetzt da und achte darauf, dass du dich nicht mehr Menschen anvertraust, die dich verletzen. Ich bin der Mensch, der dich über alles liebt!“ Unsere Zartheit und Verwundbarkeit haben wir als Kinder allen Menschen gezeigt und wurden oft verletzt, als empfindlich dargestellt und sehr enttäuscht. Nur unsere Achtsamkeit und unseren Schutz braucht unser Inneres Kind heute. Nicht den Schutz von anderen Menschen. Hilfe können wir annehmen und auch die Liebe von anderen. Aber dass wir geliebt sind und geschützt, das liegt ganz alleine in unserer eigenen Verantwortung. Byron Katie sagt: „Es ist nicht dein Job, mich zu lieben. Das ist meiner!“

„Wenn du traurig bist oder lachen und spielen möchtest, kannst du das gerne tun. Alles Schwere kannst du getrost mir überlassen. Ich passe auf, dass du das sein darfst, was du sein möchtest. Ich passe auf und du kannst unbesorgt sein!“ Als Kinder mussten wir manches erleben, was uns überfordert hat und zu schnell hat erwachsen werden lassen. Oft fehlte uns ein schützender Ort und Raum. Diesen Raum können wir heute unserem Inneren Kind geben.

„Ich liebe dich und das alleine zählt. Du bist bei mir gut aufgehoben und wenn dich etwas verletzt, halte ich dich so lange, bis deine Verletzung geheilt ist und du so stark wirst, dass du unabhängig wirst von der Anerkennung der Anderen, weil du meiner Liebe sicher bist. Ich bin immer da !“ Als Kind hat uns genau dieser Satz und dieses Gefühl gefehlt, wenn unser Inneres Kind heute in uns schmerzt. Dann hat diese Zusage gefehlt und wir können sie uns heute selbst geben. Wir können sie laut sagen oder leise, zu unserem Inneren Kind oder zu uns selbst, wenn wir vor dem Spiegel stehen.

Wenn wir uns bewusst werden, dass in uns unser Kind lebt, das wir waren und das alles Erlebte und alle Wunden mit sich trägt, dann können wir uns in Liebe diesem Inneren Kind zuwenden, es in den Arm nehmen, wenn es uns braucht (wir also traurig und verletzt sind, was wir oft auch wegen unseres Inneren Kindes sind), dann sind wir auf einem guten Wege, emotional unabhängiger und selbstbewusster zu werden und damit eine tiefe innere Ruhe und Gelassenheit zu spüren. Denn wir sind es dann selbst, die uns Liebe geben können und wir laufen nicht mehr als Bedürftige durch diese Welt. Nur, wer in liebender Fülle lebt, ist nicht bedürftig und kann wirklich Liebe geben.

© Marion Schronen

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