Wandel und Bewegung

Wandel und Bewegung

„Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die Einen Schutzmauern und die Anderen Windmühlen.“ Chinesische Weisheit

Es gibt die innere und die äußere Bewegung. Und beide brauchen wir, um inneren Frieden zu erlangen. Besser gesagt, unsere innere Beweglichkeit ist notwendig, um der äußeren Bewegung in Ruhe zu begegnen.

Dass wir niemals zweimal in den selben Fluss steigen, weil das Wasser sich sekündlich durch das Fließen verändert, dass die einzige Sicherheit im Leben die Unsicherheit und die einzige Konstante um uns herum Veränderung und der Wandel sind, haben wir kognitiv klar. Wirklich tief im Innern wehren wir uns jedoch gegen jede Form von Veränderung. So ist der Mensch gebaut, denn das Gewohnte gibt Sicherheit. Und Sicherheit brauchen wir, um mental gesund zu bleiben. Ständige Veränderung ist jedoch genauso schädlich wie das Verharren und Stillstand. Für den Geist, die Seele und den Körper.

Kindheit, Schuleintritt, Pubertät, Berufsabschluss, Beruf, Heirat, Partnerschaft, Geburt des eigenen Kindes, Umzüge, Abschied, Sterben, Verluste – unser Leben ist geprägt von Veränderung. Für sich genommen ist Veränderung das, was es ist: Veränderung. Erst unsere Bewertung macht ein Problem daraus. Wenn wir uns gegen Veränderung wehren und Widerstand leisten gegen das, was ist, leiden wir. Wir haben die Wahl, ob wir die äußere Veränderung annehmen oder ablehnen. Widerstand erzeugt Leiden. Annahme erzeugt inneren Frieden.

Und hierbei ist unsere innere Beweglichkeit gefragt: Kann ich mich auf das einlassen, was an Veränderung in meinem Leben ansteht? Bin ich bereit, den Wandel anzunehmen? Wie viel Veränderung und wie viel Sicherheit brauche ich in meinem Leben? Wo würde mir Bewegung gut tun?

„Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.“ Albert Schweitzer

Wenn wir mit dem Fluss fließen und wie ein Weidenbaum uns im Wind biegen, dann brechen wir nicht und gehen nicht unter. Wenn wir uns gegen den Sturm stellen und Widerstand leisten, brechen unsere Äste. Nur die Gräser und Bäume, die sich biegen können, bleiben gesund und leben innerlich ruhig und ohne Furcht vor dem Sturm.

Das heißt nicht, dass wir alle Veränderungen hinnehmen müssen, die andere Menschen uns aufdrängen. Wenn wir eine bestimmte Veränderung nicht möchten und sie beeinflussen können, dann ist es essentiell, unsere Meinung kund zu tun und das nötige Maß an Gewohntem zu bewahren, das uns wichtig ist.

Die innere Beweglichkeit brauchen wir für Veränderungen, die wir nicht beeinflussen können, die uns geschehen, die das Leben, von dem niemand sagte, dass es fair ist, uns bringt. Dann ist es für unsere Seele und unseren Geist lebensnotwendig, dass wir diesen Wandel annehmen und uns bewusst sind, dass unser Leben sich stets verändert und wandelt. Selbst im Sterben wandeln wir unsere Form.

Die äußere Beweglichkeit ist für unseren Körper notwendig. Wer still stehen oder liegen bleibt, verliert seine Muskelkraft und wird krank. Wer seinen Körper gesund halten möchte, braucht die Bewegung. Wir brauchen Zeiten der Bewegung und Zeiten des Stillstehens für den Körper. Wir brauchen Zeiten der Unruhe und Herausforderung und Zeiten der Stille und Besinnung für unsere Seele und unseren Geist. Wir brauchen stets die Mitte von allem, was uns begegnet, um unsere innere Mitte zu finden.

Um die innere Beweglichkeit zu entwickeln, ist es gut, wenn wir uns in der Annahme üben. Jeder Tag ist ein Wandel, jede Nacht wandelt uns und wir wachen verändert auf. Wir sind heute nicht der Mensch, der wir morgen sind. Alles ist im Fluss – wenn wir uns dessen bewusst werden, verliert die Veränderung ihren Schrecken und wird zu dem, was sie ist: zu unserem ständigen Wegbegleiter. Was sich verändert, lebt. Die Jahreszeiten, die Entwicklung von Kindern wären ohne Veränderung unmöglich. Entwicklung ist ohne Veränderung nicht denkbar. Und so ist der Weg zu innerem Frieden nur durch Entwicklung, Wandel und Veränderung möglich.

„Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern.“ Konfuzius

Es liegt an uns, in welche Richtung wir uns wandeln und ob wir uns zum Guten hin verändern. Und wir haben die Wahl, ob wir die Dinge in unserem Leben so verändern, dass sie uns gut tun. Wir wählen die Menschen, die um uns herum sind und haben die Wahl, wie wir auf das reagieren, was sie tun und was uns geschieht.

Wenn ich loslasse, was ich bin,
werde ich, was ich sein könnte.
Wenn ich loslasse, was ich habe,
bekomme ich was ich brauche.
Lao-Tse

Tief in uns ist ein unveränderlicher Kern, unsere Urseele. Wir sind wie ein Ozean, der oben durch den Sturm in Wellen gerät und tief unten vollkommen ruhig ist. Wenn wir darum wissen und dies tief spüren, dann können wir mit einer inneren Ruhe dem äußeren Wandel begegnen und wissen, wann wir etwas selbst verändern möchten, wann wir Veränderung beeinflussen können und wann es essentiell ist, das, was uns begegnet, anzunehmen. Weil wir nicht wissen, warum es uns begegnet und wir das meist erst im Rückblick verstehen.

Mit einem tiefen Vertrauen in dieses Leben und in den Kosmos, der uns trägt, können wir den Wandel leichter und gelassener annehmen, weil wir wissen, dass alles eine Botschaft für uns hat und unsere Seele sich entwickeln möchte und eine tiefere Weisheit in sich trägt, als wir erahnen können.

Möchte ich Veränderung? Möchte ich alles so lassen, wie es ist? Kann ich annehmen, was mir geschieht? Kann ich vergeben? Kann ich loslassen?

Wenn wir loslassen können – Erwartungen, Vorstellungen, Vorurteile, Urteile, Bewertungen, Menschen, Dinge – dann werden wir leichter. Und bereiter für Veränderungen und den Wandel, der unser Leben prägt und bereichert.

„In einem wankenden Schiff fällt um, wer still steht, nicht, wer sich bewegt!“ Ludwig Börne

© Marion Schronen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert