Frieden
„Brot haben, leben können, gehört zum Frieden.
Nicht hungern zu müssen, um das Überleben nicht kämpfen müssen, ist Frieden.
Einen Platz haben, von dem einen keiner verdrängt, ist Frieden.
In einer Gemeinschaft zu leben statt allein, ist Frieden.
Eine Aufgabe haben, die mehr ist als das tägliche Herbeischaffen von Nahrung, die Sinn hat und Erfüllung gibt, ist Frieden.
Ein Haus haben, einen Tisch, einen Menschen, der einen versteht:
Dies alles ist Frieden.“ Jörg Zink
Es ist mir ein großes Bedürfnis, den Frieden in der Welt zu vermehren – nichts ist bedeutsamer, als Frieden und Liebe zu entwickeln. Tag für Tag, zu fehlen darin und dennoch weiterzumachen, weil es meines Erachtens das Einzige ist, wofür wir hier sind: um Frieden, Mitgefühl und Liebe in uns und um uns zu kultivieren.
Ein friedvolles Herz ist ein großes Ziel und es ist ein großes Geschenk, wenn wir einem Menschen begegnen, der solch ein Herz hat und der uns dadurch Frieden schenkt, damit wir nachdenken über Frieden und was ihn ausmacht, fördert und erhält.
Wer friedvoll ist, der fördert den Frieden in der Welt. Wer Unfrieden und Zwietracht sät, wer anklagend ist und Trennung fördert und erhält, der verkleinert den Frieden in der Welt. Stetig und unaufhaltsam.
Diese Welt wird nicht friedlich, wenn wir nicht friedvoll sind!
Und das heißt nicht, zu allem Ja und Amen zu sagen. Oder lieb zu sein. Sich friedvoll gegen etwas zu stellen, heißt, zu seiner Meinung zu stehen und diese ruhig und friedlich vor zu tragen, und dennoch fest und seinen Werten treu sein.
Das heißt vor allem anderen, niemanden zu verurteilen! Niemanden! Nicht für seine Art, zu sein, zu reden oder seine Entscheidungen zu treffen. Und das ist schwer, denn wir urteilen alle, jeden Tag: über Andere, über die Politiker, die Fremden und über uns selbst.
Es gibt eine Friedensforschung und eine Friedenspädagogik – weil es ein so wichtiges Feld ist – und weil wir alle oft alles andere als friedvoll sind.
Nach der aktuellen und allgemeinen Definition ist Frieden (althochdeutsch fridu „Schonung“, „Freundschaft“) ein heilsamer Zustand der Stille oder Ruhe, (mehr als) die Abwesenheit von Störung oder Beunruhigung und von Krieg. Frieden ist das Ergebnis der Tugend der „Friedfertigkeit“ und damit verbundener Friedensbemühungen. Das Wort kommt auch aus dem Germanischen und hat die Bedeutung „frei“.
Ein heilsamer Zustand der Stille und Ruhe. Ist unser Herz still und ruhig oder lässt es sich ständig verletzen von Aussagen oder Menschen?
Ist unser Inneres frei von Störung oder Beunruhigung oder lässt es sich ständig in Aufruhr versetzen und ängstigen?
Innere Freiheit, das heißt: Frei sein von… Frei sein von Ärger, Neid, Hass, Wut, Stress, Unruhe, Meckern, Ärger, Anklagen.
Das ist Frieden: Frei sein für Harmonie, Vergebung, Zusammenhalt und Urteilsfreiheit! Wer einen tiefen inneren Frieden entwickelt, wird zugleich ein dauerhaftes Glück erreichen, weil man die Quelle von Frieden und Glück tief im eigenen Innern entdeckt hat, die niemals versiegen wird.
„Wenn wir keinen Frieden haben, dann liegt das daran, dass wir vergessen haben, dass wir zueinander gehören.“Mutter Teresa
„Frieden machen“ heißt es: das zeigt deutlich, dass dies etwas Aktives ist. Dass wir nicht darauf warten können, dass Frieden einfach so entsteht ohne unseren Beitrag, sondern dass wir darum aktiv bemüht sein sollen, Tag für Tag, weil es das Erstrebenswerteste ist, das es gibt. Denn Frieden führt zur Liebe. Ein friedvolles Herz ist liebend und ein liebendes Herz ist friedvoll!
Es gibt den inneren und den äußeren Frieden und beide hängen ganz eng miteinander zusammen. Wenn es in mir nicht friedvoll ist, dann ist es in meiner Umgebung nicht friedlich, weil ich diesen Frieden nicht weitergeben kann, sondern den Unfrieden verbreite, der in mir lebt. Ich glaube, dass Frieden ein Urbedürfnis und eine große Sehnsucht des Menschen ist. Und doch handeln wir oft alles anders als friedlich.
„Der Friede der Welt muss in unserem Herzen, in unserem Hause den Ursprung nehmen.“ Reinhold Schneider
Frieden kann man äußern, indem man dem Anderen Wertschätzung zeigt. Es gibt sieben Stufen der Wertschätzung: Beachtung/Wahrnehmen, Achtsamkeit, Respekt, Anerkennung, Vertrauen, Empathie und Liebe.
Frieden kann man äußern, indem man sagt: „Es tut mir leid!“ und damit den ersten Schritt macht und nicht darauf besteht, wer zuerst den Fehler machte und sich damit als Erster entschuldigen sollte!
Friedlich zu sein heißt nicht, alle Gefühle der Wut in mir zu unterdrücken. Wer inneren Frieden hat, weiß jedoch, dass Gefühle kommen und gehen und dass wir keine Opfer unserer Gefühle sind sondern Schöpfer. Friedfertige Menschen können mit all ihren Gefühlen in Ruhe und Gelassenheit umgehen und sie konstruktiv nutzen und achtsam ausdrücken, ohne einen Anderen zu verletzen. Wenn Wut auftaucht, dann ist sie nie zerstörerisch, sondern kämpferisch in der Sache. Es ist ein großer Unterscheid, ob ich eine Sache verteidige, die mir wichtig ist, oder ob ich Andere angreife und verletze. Das Eine sind die Personen, das andere ist die Sache und das wird klar getrennt. Friedvolle Menschen können für eine Sache kämpfen, bleiben aber Menschen gegenüber stets im Respekt.
Friedfertige Menschen sind nicht naiv oder konfliktscheu, sondern sie entscheiden sich ganz bewusst dafür, behutsam zu sprechen und zu handeln, zu vergeben, Konflikte zu entschärfen, indem sie die Meinung des Anderen hören und stehen lassen können (ohne der gleichen Meinung zu sein) und sie nicht bewerten oder verurteilen.
Friedfertige Menschen entscheiden sich bewusst dafür, friedfertig zu sein, weil sie das Größere sehen, in das wir alle gebettet sind und weil sie um die Einheit der Menschen wissen.
„Du und ich – wir sind eins. Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich zu verletzen.“ Mahatma Gandhi
Dass wir in diesem Land so lange schon in äußerem Frieden leben, sollte uns sehr dankbar machen. Wir müssen nicht in Angst vor Bomben und Angriffen leben – und das ist nicht selbstverständlich in einer Welt, in der es in 24 Ländern 2019 jeweils 23 Kriege und 4 bewaffnete Konflikte gab. Das sind die Kriege im Extremen. Es gibt jedoch auch sehr viele Kleinkriege zwischen Nachbarn, zwischen ehemaligen Freunden (waren es dann Freunde?) und in uns selbst.
Wir sind dafür verantwortlich, dass es in uns und in unserer Umgebung mehr Frieden gibt. Indem wir inneren Frieden entwickeln. Diesen inneren Frieden strahlen wir dann nach außen. Es liegt an uns, ihn in uns zu stärken und immer lebendig zu halten.
Ich wünsche uns allen, dass wir inneren Frieden entwickeln. Dass wir Frieden machen mit anderen, mit uns selbst, mit diesem Leben und jedem Schicksal, das es für uns bereit hält. Ich wünsche uns ein friedvolles Herz, das immer freier wird von Neid, Ärger und Wut, und das sich öffnen kann für Vergebung, Mitgefühl und Liebe.
Ich wünsche uns allen, dass wir Menschen um uns haben, die uns vergeben und ich wünsche uns, dass wir Menschen sind, die vergeben können und die nicht nachtragend sind.
Ich wünsche uns einen tiefen inneren Frieden, der Baustein ist für den äußeren Frieden in unserer Umgebung und für die Welt.
Ich wünsche uns, dass wir ahnen und immer intensiver spüren, wie wertvoll und beruhigend ein Herz voller Frieden ist.
© Marion Schronen