Glück
„Der Schlüssel zum Glück steckt von innen!“ Unbekannt
Zum Glück gäbe es sehr viel zu sagen und zu schreiben. Ich reiße dieses Thema, das Sehnsucht aller Menschen ist, nur an. Wer es vertiefen möchte, für den habe ich in den Anregungen Literatur gesammelt.
Der glücklichste Mensch der Welt soll Matthieu Ricard sein, ein buddhistischer Mönch, dessen Hirnströme gemessen wurden und der ein tiefes Glück ausstrahlt. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass jede innere Erfahrung in den Körper ausstrahlt und körperlich etwas bewirkt. Menschen wie Matthieu Ricard haben eine stärkere Aktivität der linken präfrontalen Großhirnrinde. Sie haben regelmäßig gesunden Herzschlag (Herzwellenmuster). Sie haben mehr Botenstoffe im Körper (Neurotransmitter), die mit Wohlbefinden und Glück zusammen hängen: Serotonin, Oxytocin, Endorphine und Dopamin. Menschen, die innerlich glücklich sind, die ihren inneren Frieden gefunden haben, sind gesünder und leben länger.
Glücklich zu sein ist eine Ur-Sehnsucht der Menschen. Wir suchen das Glück jedoch meist in äußeren Dingen und Erfolgen. Wenn diese jedoch nicht (mehr) da sind oder wenn sie uns weg genommen werden, spüren wir, wie brüchig das Glück ist, das sich aus äußeren Dingen zusammensetzt.
„Glücklich, nicht wegen eines Ereignisses. Warm, nicht wegen des Feuers oder eines heißen Bades. Hell, auch wenn es finstere Nacht ist.“ Rumi
Ich glaube, dass wirklich tiefes Glück unabhängig ist von äußeren Gegebenheiten, denn diese bescheren uns lediglich Glücksmomente.
Dauerhaftes Glück jedoch finden wir nur tief in uns selbst. Es ist wie beim Ozean, bei dem es oberflächlich zu Wellen kommt, aber tief unten ist der Ozean still und ruhig. So ist es mit dem inneren Glück, das man in sich findet, und nur in sich selbst. Es wird wie ein ruhiger tiefer Ozean in der eigenen Seele sein. Es kommt immer zu Wellen, wenn uns etwas im Außen begegnet, das uns traurig oder ärgerlich macht, das uns berührt und verletzt. Die Wellen werden ausgelöst durch das, was uns begegnet. Wenn wir aber unser tiefes Glück gefunden haben in uns, dann können uns diese Wellen nicht mehr erschüttern und wir empfinden einen tiefen inneren Frieden. Wir fühlen alle Gefühle und verspüren dennoch einen grundlegenden Zustand des Friedens und Wohlbefindens. Wir sind nicht ständig in Hochstimmung oder lächeln fortwährend. Wir nehmen an, was ist, kämpfen nicht dagegen und sind in uns selbst friedvoll und ruhig. Dann wissen wir, dass Gefühle kommen und wieder gehen, wenn wie sie wahrnehmen, annehmen, wertschätzen, ihnen zuhören und erkennen, welche Botschaft sie für uns haben. Dann wissen wir, dass Gedanken kommen und wieder gehen und sie nur eine Aneinanderreihung von Worten sind, meist von Worten, die wir in der Kindheit gehört haben und die nicht unsere eigenen Worte sind. Unsere eigenen inneren Worte sind ruhig, sanft und liebend. Und das spüren wir, wenn wir tief innerlich glücklich sind. Glücklich ohne Gründe, die im Außen liegen. Das bedeutet nicht, keine Beziehung zu haben. Es bedeutet, diese Beziehungen in tiefer Dankbarkeit zu achten, innerlich glücklich zu sein und den Anderen von der Pflicht befreien, dass er uns glücklich machen muss. Wir sind bereits glücklich in uns und können so viel tiefer und bedingungsloser lieben.
„Unter Glück verstehe ich das tiefe Gefühl des Erblühens, das einem außergewöhnlich gesunden Geist erwächst. Es ist nicht einfach nur ein angenehmes Gefühl, eine flüchtige Emotion oder eine Stimmung, sondern ein optimaler Seinszustand.“ Matthieu Ricard
Mathieu Ricard erreichte dieses tiefe innere Glück mit Meditation. Dieses tiefe Glück können auch wir, wenn vielleicht auch nur annähernd, erreichen, wenn wir atmen und uns auf den Atem konzentrieren, gerade in aufgewühlten Situationen. Wenn wir oft auf den Atem fokussiert sind und die Gedanken ziehen lassen wie Wolken am Himmel. Wenn wir wertfrei dem Leben begegnen, uns nicht an Gerüchten beteiligen. Wenn wir unsere Gefühle nicht als Opfer erleiden, sondern als Schöpfer mit ihnen umgehen. Wenn wir ahnen, dass alles Wesentliche nur tief verborgen in uns zu entdecken ist, unabhängig von Außen, unabhängig von der Anerkennung, von Menschen, von Situationen oder erreichten Zielen. Wenn wir es schaffen, immer öfter in die Beobachter-Position zu gehen, weil wir so eine Draufschau auf die Dinge haben. Ein interessierter, neugieriger wachsamer Beobachter, der überblickt, was geschieht. Dann können wir inneren Frieden und ein dauerhaftes Glück erreichen.
Jeder Mensch hat ein bestimmtes Glücksniveau, auf das er sich immer wieder einpendelt. Selbst nach einem Lottogewinn pendelt sich nach einer gewissen Zeit das Niveau wieder auf das vor dem Gewinn ein. Das wurde genauestens erforscht (Glücksforschung). Erreichte Ziele schenken uns Glücksmomente. Dauerhaft ist das jedoch nicht. Dauerhaftes Glück ist unabhängig von allem,was hier in dieser Welt und in unserem Leben geschieht. Es ist in uns: das Glück, das bleibt. Wir müssen es nur wieder entdecken.
Das Glück, das abhängig ist von Außen, gibt es nur in Momenten, und es bleibt nur für Momente. Wenn wir es festzuhalten versuchen, entzieht es sich uns.
Es gibt Gewohnheiten, die wir uns aneignen können, um unser Glücksniveau dauerhaft anzuheben – und dem inneren Frieden, der unerschütterlichen inneren Freude und dem dauerhaften Glück näher zu kommen. Es ist ein Weg, der viele Schritte braucht. Viel Präsenz, Bewusstheit und einen ausgerichteten Geist. Glück ist ein Mosaik aus vielen kleinen Steinen/Haltungen (mentalen und seelischen Gewohnheiten) und erst, wenn es unabhängig vom Außen ist, lebt es dauerhaft in uns und wird von einem tiefen inneren Frieden begleitet.
Das Mosaik besteht aus diesen Steinen/Gewohnheiten/Haltungen, die wir entwickeln können (das wurde durch Interviews mit glücklichen Menschen tausendfach beantwortet):
- Offenheit und Weite, wissen, dass das, was uns weit und offen macht, unseren inneren Frieden nährt (liebe macht weit, Angst macht eng,; Güte macht weit, gekränkt sein macht eng; vergeben macht weit, verbittert und nachtragend sein macht eng)
- Interesse und Neugier an der Welt, Dingen und Menschen
- Vergeben können
- Sinn im Leben finden
- Leidenschaft für eine Sache, die größer ist als man selbst
- Dem Fluss des Lebens vertrauen
- Ganz im gegenwärtigen Moment sein (Präsenz, Achtsamkeit)
- Beziehungen pflegen und achten
- Sich mit guten und unterstützenden Menschen umgeben
- Liebe zu sich selbst, zu dem Leben und zu den Menschen
- Frieden mit sich selbst und dem Leben schließen
- Fähigkeit, die Körperzellen gut zu umsorgen, den Körper zu nähren
- In Lösungen denken
- Gedanken hinterfragen und sie ausrichten
- Liebe und Güte verströmen
- Entspannen und darauf vertrauen, dass das dauerhafte Glück in uns liegt von Beginn an
- Das Positive in Situationen erkennen und sich danach ausrichten
- Dankbarkeit
Ganz sicher ist DANKBARKEIT ein wesentlicher Stein aus dem Mosaik, denn sie macht nachweislich glücklicher. Es gibt immer einen Grund, dankbar zu sein. Einen einzigen Grund findet jeder Mensch, immer! Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass es die Gehirnareale, in die das Glück und Gefühle von Wohlbefinden verankert sind, verändert, wenn man über sechs Wochen hindurch jeden Tag ein Tagebuch führt, in das man hinein schreibt, wofür man dankbar ist. Es macht nicht nur innerlich glücklicher, sondern auch ruhiger, weil man spürt, mit wie viel Fülle man umgeben ist.
„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ Francis Bacon
Klar ist: glücklich macht Jeden etwas Anderes. Jeder Mensch hat seine eigenen Glücksmomente, die ihn ganz persönlich erfüllen. Wenn wir wissen, dass wir durch Erfolge, Dinge oder Ereignisse Momente des Glücks erleben, dann dürfen wir diese in vollen Zügen genießen. Dauerhaftes Glück jedoch bedeutet, keinen Grund zu haben in äußeren Erfahrungen. Wenn wir inneren Seelenfrieden und dauerhaftes Glück, das nur von innen kommt, in uns tragen, dann tragen wir dieses Glück in unsere äußeren Erfahrungen hinein anstatt dass wir das Glück aus diesen Erfahrungen ziehen. Dann leben wir aus dem inneren Glück heraus, anstatt für das Glück. Wir jagen nicht äußeren Dingen nach in der Hoffnung, dass sie uns glücklicher machen. Wir sind bereits glücklich und können dieses Glück weitergeben, weil die Quelle dieses Glücks in uns selbst liegt.
Marc Aurel sagt: „Dein Glück hängt von deinen Gedanken ab – und mit der Zeit nimmt deine Seele die Farbe deiner Gedanken an.“ Da ist sehr viel Wahrheit drin, denn oft machen unsere Gedanken uns unglücklich. Wenn sie das vermögen, dann ist es auch möglich, dass sie uns den Weg zu glücklichen Stunden zeigen. Wir haben stets die Wahl, was wir denken, denn wir sind Schöpfer unserer Gedanken! Wir können wählen, was wir denken möchten und worauf wir unsere Aufmerksamkeit ausrichten. Wir können negative Gedanken stoppen (notfalls mit einem lauten STOPP) und wir können sie auf das lenken, was gut ist in unserem Leben und darauf, wofür wir dankbar sind. Wenn wir daran denken, wofür wir dankbar sind, welche Segnungen es in unserem Leben gibt und was uns selbst noch dann möglich ist, wenn es uns nicht so gut geht, dann sind wir für Momente glücklicher. Das kann uns Kraft geben für Zeiten, in denen wir traurig sind. Diese gibt es in unserem Leben, weil es die andere Seite der Medaille ist. Die genau so da sein darf. Bis wir das dauerhafte Glück in uns gefunden haben, das uns auch und gerade in diesen Zeiten Trost, Liebe und Halt gibt.
In allen religiösen Traditionen der Menschheit gibt es diesen Zustand des inneren Friedens und des inneren dauerhaften Glücks. Die Vorstellung davon ist universell und somit können wir ihn erreichen: Im Christentum wird dieser Zustand „inneres Himmelreich“ genannt, im Buddhismus „ursachenlose Freude“: Im Islam heißt es „falah-Glück und Wohlbefinden“, im Judaismus „ashrei-innerer Zustand von Heiligkeit und Gesundheit“. Im Hinduismus spricht man von „ananda-purer Segen“ und in vielen Traditionen nennt man es „erleuchteten oder erweckten Zustand“. Alle bezeichnen damit das dauerhafte Glück, das aus einem inneren Frieden kommt, aus dem JA zu allem, was uns begegnet, aus dem Vertrauen und das Wissen darum, dass unser innerster Kern das Glück ist, weil er schon immer daraus bestand. Wir waren von Beginn an Liebe und Glück. Und wir müssen nur die Hindernisse, allen voran Angst und Furcht, beiseite räumen, um es freizulegen.
Ich wünsche uns jeden Tag einige Momente voller Glück, Tage voller kleiner Begegnungen, die uns ein Lächeln in Herz und Seele zaubern.
Ich wünsche uns eine stille Präsenz inneren Friedens, damit wir ein Hort der Ruhe in dem wilden Ozean sein können, der so viele umtobt.
Vor allem Anderen aber wünsche ich uns allen, dass wir das tiefe unabhängige Glück erreichen, das uns dauerhaftes Glück, tiefe Ruhe und Seelenfrieden schenkt, damit wir wie der Ozean werden, auf dessen Oberfläche die Wellen toben und der ganz tief unten ruhig, friedvoll und still ist.
„Du bist nicht verantwortlich für das Glück anderer, und sie sind nicht verantwortlich für deines.
Dein Glück kann nicht von außerhalb kommen. Wenn das so ist, ist es ein abhängiges Glück, ein sehr zerbrechliches, das sich in Sorgen umkehren kann, manchmal sogar sehr schnell. Und dann bist du gefangen in einem Netz von Schuld und Scham, Bedauern und Verurteilung.
Wirkliches Glück steht in direktem Verhältnis zu deiner Gegenwart, der Verbindung mit deinem Atem, deinem Körper und deinem Geerdet-Sein. Dein Glück, das tief in dir lebt und unabhängig ist von äußeren Dingen oder Menschen, ist still, stabil und groß und kann dir weder durch Angst noch durch Ärger oder Scham weg genommen werden.
Lass alle unmöglichen Ideale und den Perfektionismus los. Jeder Mensch ist schön in seiner Unperfektheit, in seinen Zweifeln, liebenswert sogar in de Gefühlen des Ungeliebtseins.
Alles in dir sind Teile des Ganzen und dessen, der du bist.
Du atmest und du hast das Recht zu leben, zu fühlen was du fühlst, zu denken, was du denkst. Du hast ein Recht auf deine Sorgen und ein Recht auf die Freude. Du hast ein Recht, es richtig oder falsch zu machen. Du hast ein Recht auf das Glück, das du als Kind gespürt hast.
Dein Selbstwert ist nicht davon abhängig oder gebunden daran, was andere über dich denken. Es ist alleine angebunden an die Liebe, aus der heraus wir alle kommen.“
Jeff Foster
© Marion Schronen