Negative Gedanken

Negative Gedanken

Wir denken ca. 60.000 Gedanken am Tag. 95 % davon sind Wiederholungen der Gedanken, die wir täglich denken. Ungefähr 40.000 Gedanken davon sind negativ. Damit zerstören wir nicht nur langsam aber sicher unsere Gesundheit sondern auch unser Glücksempfinden und unsere mentale und seelische Stärke.

Warum denken wir überhaupt negativ?

Das ist ein Überbleibsel aus uralter Zeit. Damals mussten die Höhlenmenschen ihre Aufmerksamkeit verstärkt und viel deutlicher auf mögliche Bedrohungen richten als auf positive Erlebnisse, um nicht den Gefahren ausgesetzt zu sein, die in dieser Zeit auf sie lauerten (Mammuts, Säbelzahntiger etc.) und den sicheren Tod bedeuteten. So entwickelte sich eine selektive Aufmerksamkeit für alles Negative, weil es damals sowohl das eigene als auch das Überleben der Sippe bedeutete und sicherte.Es war damals besser, auf alles zu reagieren, auch wenn es sich später als harmlos heraus stellte, anstatt etwas zu ignorieren, was sich dann als Lebensgefahr entpuppte.

Und auch heute noch sind wir so programmiert, weil es sich über Jahrtausendelang entwickeln konnte. Wir sind heute keinen Säbelzahntigern mehr ausgesetzt und sind dennoch auf das Negative programmiert durch unsere Vorfahren. es ist ein uraltes Überbleibsel, tief in uns gespeichert.

In mehreren Untersuchungen hat man heraus gefunden, dass es deutlich mehr positive Ereignisse braucht, um ein negatives Ereignis aufzuwiegen, weil das Negative deutlich mehr an uns haften bleibt (und im Hirn verankert) als das Positive. Wenn wir am Tag vier Komplimente bekommen und einer beleidigt uns, an was erinnern wir uns am ehesten? An die Beleidigung, und daran kauen wir gedanklich den ganzen Tag (und vielleicht auch noch die ganze Nacht.). Es ist natürlich unfair, die 4 Komplimente so abzuwerten, aber es ist das, was wir sind. Wir sind es gewohnt, das Negative stärker zu beachten und auch stärker zu bewerten als das Positive.

Und wenn wir beginnen, über die Beleidigung nach zu grübeln und uns dem Kopfkino hingeben, dann sind wir negativ befangen und kommen so schnell nicht mehr heraus. Dieses Grübeln macht uns immer misstrauischer und je misstrauischer wir werden, desto mehr achten wir auf das, was uns misstrauisch machen könnte und so verstärkt sich das Negative immer mehr. Was man beachtet, das wächst, im Positiven wie im Negativen. Wenn wir das Negative rein aus unserer Entwicklung her viel stärker beachten und bewerten, müssen wir unseren Geist auf das Gute ausrichten lernen, um dem entgegen zu steuern.

Auch wurde in Studien heraus gefunden, dass Negativität im Gehirn einen deutlich stärkeren Eindruck hinterlässt. Daran beteiligt ist der Mandelkern, der in uns den Flucht oder Kampf-Modus aktiviert und damit Stresshormone in den Körper pumpt. Dies Stresshormone wie Adrenalin führt im Gehirn zu stärkeren Erinnerungen als Endorphine, die Glückshormone. Somit sind schlechte Erfahrungen und Erlebnisse biochemisch viel aufgeladener und bleiben uns länger im Gedächtnis als glückliche Erfahrungen. Wenn wir darum wissen, können wir bewusst etwas verändern und unseren Geist ganz bewusst auf das Gute richten. Das verlangt eine große Aufmerksamkeit, bis sich unser mentales System daran gewöhnt hat. Wir brauchen vielleicht noch mal ein paar Jahrtausende, bis wir uns umprogrammiert haben. Aber es lohnt sich. Denn dank der erwiesenen Neuroplastizität unseres Gehirns, können wir es umprogrammieren. Wenn wir unsere Gedanken verändern, verändert die auch unsere Hirnströme und laut der Epigenetikforschung geht das bis hinein in unsere DNS. Darum ruinieren andauernde negative Gedanken die Gesundheit und gute Gedanken stärken das Immunsystem.

Neue Gedanken führen zu neuen neuronalen Pfaden im Gehirn. Und es geht mir hier nicht um das Verdrängen negativer Gedanken oder Sorgen, sondern um eine bewusste Neuausrichtung unseres Geistes. Sorgen und Ängste müssen wir uns ansehen und hören, was sie an Botschaft für uns haben und danach handeln. Wenn wir das als aufmerksamer Beobachter können, dann haben sie einen Sinn. Wenn wir aber unseren Geist nicht mehr auf das Positive lenken können, dann haben wir ein Problem.

„Es gibt nur einen Grund, unglücklich zu sein: die falschen Überzeugungen in Ihrem Kopf. Überzeugungen die so weit verbreitet sind, so allgemein akzeptiert sind, dass Ihnen nie auch nur der Gedanken kommt, sie zu hinterfragen.“ Anthony de Mello

Wie können wir den Geist neu ausrichten?

  • Alle negativen Gedanken hinterfragen. Wir dürfen nicht alles glauben, was wir denken. Gedanken sind eine Aneinanderreihung von Worten und oft gar nicht von uns selbst, sondern übernommen aus ganz frühen Tagen. Viel Leid kommt daher, dass wir unseren negativen Gedanken glauben, statt sie zu hinterfragen. Wenn wir es gewohnt sind, unsere negativen Gedanken immer zu hinterfragen, verlieren die negativen neuronalen Pfade und die negativen Gedanken mit der Zeit an Kraft.
  • Nicht gegen negative Gedanken ankämpfen. Einfach da sein lassen und loslassen, die Gedanken anschauen und ziehen lassen, wie Wolken am Himmel. Einfach loslassen, nicht immer einfach, aber loslassen!
  • Verstärkt auf Positives achten. Was uns dabei sehr helfen kann, ist es, wenn wir und ein Tagebuch anlegen, in das wir ganz bewusst nur die positiven Erlebnisse des Tages hinein schreiben. Wir können beginnen damit, aufzuschreiben, was wir bereits an Positivem um uns herum haben, damit uns die Fülle bewusst wird, in der wir bereits leben. Wenn wir dann jeden Tag drei positive Erlebnisse, Gedanken, Erfahrungen oder Begegnungen aufschreiben, wird das unseren Geist verstärkt auf das Gute hin ausrichten. Weil wir es mehr beachten. Und die neuronalen Pfade in unserem Hirn sich verändern.

Es gibt negative Glaubenssätze, die unsere Haltung zu uns selbst, zur Welt und zu den Menschen prägen. Es ist wichtig, dass wir uns diese bewusst machen. Denn nur so gelingt es uns, neue Spurrillen zu ziehen, um zu einer positiveren Weltsicht zu gelangen.

Glaubenssätze über mich selbst: „Ich bin nicht gut genug!“, Ich bin zu blöd für Mathe!“, „Ich bin ungeschickt!“, „Ich bin zu ängstlich.“

Glaubenssätze über andere Menschen: „Die Menschen sind egoistisch!“ „Jeder denkt nur an seinen eigenen Vorteil!“ „Die Menschen sind hinterhältig und gönnen einander nichts!“

  1. Glaubenssätze über die Welt „Die Welt ist ein schlechter Ort!“ „Das Leben meint es nie gut mit mir!“

Es gibt gute Glaubenssätze, die uns ermutigen. Hier soll es jedoch um die negativen Sätze in uns gehen, die wir von Kind an gelernt haben. Es wurde uns gesagt, wie wir sind – und wir haben es geglaubt. Wir haben an den Menschen, die uns umgaben, gelernt, wie Menschen sind – und wir haben es geglaubt. Die Menschen, die uns in die Welt begleitet haben, haben uns etwas über die Welt erzählt oder hatten ihre eigene Sicht auf die Welt – und wir haben das alles geglaubt. Nur selten hinterfragen wir diese Sätze, die wir übernommen haben. Aber nur, wenn wir das Übernommene und Verinnerlichte hinterfragen, kommen wir zu unseren eigenen Antworten und Standpunkten. Das muss es uns wert sein. Glaubenssätze, die negativ sind, schränken uns ein und hindern uns sowohl daran, zu leben, mutig zu sein und auch daran, wirklichen inneren Seelenfrieden und dauerhaftes Glück zu erreichen. Wir können erkennen, wenn wir in einem negativen Glaubenssatz gefangen sind, wenn wir alles, was uns passiert, persönlich nehmen, wenn wir von einer Situation auf alle anderen schließen und wenn wir immer vom Schlimmsten ausgehen.

Es persönlich nehmen: „Das kann nur mir passieren!“, „Das ist die Strafe, weil ich…!“, „Ich bin schuld!“. Hier denken wir, dass wir es selbst schuld sind, wenn uns etwas passiert. Dann haben wir etwas falsch gemacht, nicht genug aufgepasst. Dass das leben ungerecht ist und das Schicksal tragischer weise auch die Falschen trifft, daran denken wir dann nicht. Das ist auch beim Glauben an Karma so, weil wir Karma falsch verstehen. Wenn uns etwas Geschichte, glauben manche, sie seien es schuld, weil sie in ihrem früheren Leben oder irgendwann in der Vergangenheit etwas falsch gemacht haben und der Verlust , den sie nun erleben, sei die Strafe. Das Leben meint aber nicht uns persönlich, wenn es uns etwas entreißt. Es gehört zum Leben dazu, dass wir Verluste erleben. Das ist niemals persönlich gemeint.

Generalisieren: „Das konnte ich noch nie!“, „Das läuft immer so!“. Hierbei machen wir den Fehler, dass wir glauben, eine Sache, weil sie einmal schlecht gelaufen ist, laufe immer schlecht. Oder weil wir in der Schule schlecht in Französisch waren, wir in Frankreich nie Urlaub machen können, weil wir kein Französisch sprechen lernen. Weil es einmal so war, wird es immer so laufen. Und wenn etwas nicht konnte, werde ich es nie können. Und wenn ich nicht zeichnen kann, bin ich unkreativ. Aber nichts in dieser Welt oder auf uns bezogen ist immer so oder wird nie anders sein.

Vom schlimmsten ausgehen: „Das geht nicht gut!“, „Wir landen im Gefängnis!“, „Wenn sie von der Leiter fällt und tot ist!“ „Ich habe so ein Ziehen im Bauch, das ist bestimmt ein Darmverschluss!“ Hier gehen wir immer vom schlimmsten aller denkbaren Szenarien aus. Wir haben es so verinnerlicht, wenn wir Eltern hatten, die uns immer ermahnt haben, vorsichtig zu sein und immer daran zu denken, was alles an Schlimmem passieren könnte.

„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun sondern auch für das, was wir nicht tun!“ Molière

Wenn wir realisieren, dass wir alleine dafür verantwortlich sind, uns neu auszurichten, unsere negativen Gedanken zu stoppen und unsere negativen Glaubenssätze zu entlarven, dann haben wir die großartige Möglichkeit, dankbarer, zuversichtlicher, glücklicher und innerlich ruhiger und entspannter zu werden.

Wir alleine sind dafür verantwortlich, uns zu lieben und unseren mentalen und seelischen Tank aufzufüllen. das übernimmt keiner von uns – wir tanken mal auf bei anderen Menschen und an unseren Kraftorten, aber wir haben keinen Anspruch darauf. Volltanken können und müssen wir uns nur selbst. Das ist nicht der Job eines Anderen. Es ist unser Job!

„Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimmst.“ Dante Alighieri

© Marion Schronen

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